Reeducation und Entnazifizierung.
Während der ersten Monate der Okkupation Deutschlands und Österreichs
stand die Besatzungspolitik im Zeichen des Potsdamer Abkommens und
der Nürnberger Prozesse: Entnazifizierung, Entmilitarisierung
und Entindustrialisierung. Die sich daraus ergebende Aufgabe der
"Re-education" bzw. "Re-orientation" war deshalb
untrennbar mit der Kollektivschuldthese verbunden. Umerziehung hieß
zuallererst, die deutsche Bevölkerung von ihrer Schuld am Aufstieg
des Nationalsozialismus und am Holocaust zu überzeugen. Schon
1947 wurden in den Westzonen die beim Publikum unbeliebten Filme
über die KZs zurückgezogen.
Concentration Camp Ebensee Austria (08-May-1945)
A/USA 1945, US Army Signal Corps, 5 min.
Zwei stumme Filmstücke: Malerische Aufnahmen von Bergen und
Seen im Salzkammergut, Aufnahmen von Leichen in einem Krematorium
und von geschwächten Überlebenden, die von anderen Überlebenden
gestützt werden.
Deutschland erwache
US-Signal Corps, D/USA 1945, 23 Min.
Deutschland erwache gehört zu den Filmen, die unmittelbar nach
der Niederlage des "Dritten Reiches" im Rahmen der sogenannten
Re-Education produziert wurden, um die deutsche und österreichische
Bevölkerung mit ihren Verbrechen zu konfrontieren. Der Film,
der bereits ab Mai 1945 gefangenen Wehrmachtssoldaten gezeigt wurde,
zeigt Bilder aus den befreiten Konzentrationslagern und von zerstörten
Städten und wendet sich im Off-Kommentar direkt und schroff
an seine Adressaten: "Die alliierten Generäle haben angeordnet,
daß diese Greuel der deutschen Zivilbevölkerung gezeigt
werden sollen, damit alle Deutschen sich davon überzeugen können,
wie die Nazis gehaust haben. Aus dem selben Grunde zeigen wir euch
diesen offiziellen Film. Wir zeigen euch diese Wagenladung voller
Toten, sodaß ihr sie nie vergessen sollt. (...) Wir wissen,
daß unter euch Männer sitzen, die uns heute zwar erzählen
wollen, nie Nazis gewesen zu sein, die sich in Wirklichkeit aber
nicht geändert haben und heute noch an Hitlers Theorien festhalten."
KZ Falkenau - Eine Lektion über Menschenwürde
mit Samuel Fuller
Emil Weiss, Frankreich 1988 / 2004, 40 min.
Im Mai 1945 befreit die amerikanische Division “Big Red One”
das böhmische KZ-Außenlager Falkenau. Wütend und
schockiert über die grausamen Entdeckungen im Lager, und mehr
noch von den Bekundungen der Bewohner des Dorfes, nichts von dem
Vernichtungslager gewusst zu haben, entschließt sich der Hauptmann
der Division, den Falkenauern eine Lektion über Menschenwürde
zu erteilen. Den amerikanischen Infanteristen Samuel Fuller bittet
er, diese Lektion mit seiner 16mm-Kamera festzuhalten: Etwa zwanzig
ehrbare Bürger von Falkenau werden abkommandiert, die Leichen
aus dem Lager zu bergen, sie würdevoll zu kleiden und auf dem
Dorffriedhof im Beisein der befreiten Häftlinge und der Bewohner
von Falkenau beizusetzen. 1988 kehrte Samuel Fuller (1911-1997)
mit dem Regisseur und Autor Emil Weiss an den Schauplatz der Ereignisse
zurück und ließ die Vergangenheit Revue passieren: Er
berichtet von der Befreiung Falkenaus, von der in der
Geschichte des Zweiten Weltkrieges einmaligen Lektion und kommentiert
jene Bilder, die er damals filmte.
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