Sergej Eisenstein träumte davon, das "Kapital" von
Karl Marx zu verfilmen. Er hat das Projekt niemals ausgeführt,
verfasste dazu aber 1927 präzise Notizen und beispielhafte
Filmsequenzen.
kinokis mikrokino #133 präsentiert filmische Versuche, abstrakte
Vorgänge in konkreten Bildern wiederzugeben, Versuche, in denen
der Film immer wieder an die Grenzen seiner Möglichkeiten stieß:
David Ward Griffith’ "A Corner in Wheat"
(USA 1909, 14’) kontrastiert das harte Leben der Farmer
und der von den Brotpreisen abhängigen Armen mit dem Luxusleben
eines Weizenspekulanten.
Hans Richters "Inflation"(D 1928, 3’)
zeigt optisch brilliant den zunehmenden Verfall der
Geldwährung.
Jam Borgstädts "Des Geistes Schwert"
(D 1931, 37’) ist nichts weniger als eine Darstellung
der Gesellschaftstheorie des Marxismus, basierend auf einem Text
des sozialdemokratischen Reichstagspräsidenten Paul Löbe.
Hans Richters "Die Börse als Markt"
(CH 1939, 20’) bezieht sein Material von überall
her:
Trickanimationen, Karten, Reliefs, Gemälde, Zeichnungen, Fotos,
Diagramme, Spielszenen und dokumentarische Aufnahmen.
Jesse Drews "Manifestoon" (USA 1995,
8’) illustriert den Text des kommunistischen
Manifests mit US-Cartoons.
Mark Lewis eröffnet in "Two Impossible
Films" (GB 1995, 16’) einen reflexiven Raum, in
dem der Zuschauer über
die Utopie des Eisensteinschen Projekts und seines Themas nachdenken
kann.
Einführung: Thomas Tode, Filmwissenschaftler und Filmemacher
(Hamburg)
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