Alles Fußball oder was?
So wie manche Menschen über Fußball reden, könnte man meinen,
dabei ginge es um Leben und Tod, kommentiert ein FC-Liverpool
Manager sein Geschäft und setzt hinzu: Sie haben keine Ahnung. Es
geht um weitaus mehr. Aber auch wer nicht glaubt, dass die heiße
Luft im Ball die Welt im Innersten zusammenhält, entkommt in diesen
Junitagen der großen heidnischen Messe (Galeano) rund ums Leder
kaum. Ihr Bacchanal hat die Grenzen von Leinwand und Stadion längst
gesprengt und die Instrumentalisierung des Stadtraums zugunsten
angeblich öffentlicher Vermarktungsinteressen droht damit, uns als
unfreiwillige StatistInnen der Europameisterschaft in den Dienst zu
nehmen.
Es gibt keine Langeweile im Fußball, meinte einst ein Spieler von
Castel di Sangro, außer in den neunzig Minuten eines Spiels.
Kinokis mikrokino nimmt das zum Anlass, um zu einem etwas anderen
Match ins Depot einzuladen: Das männliche Tor zur Welt (Klaus
Theweleit) wird zum Thema von ungewöhnlichen Analysen, denen als
Spielbälle Ausschnitte medialer Fußballinszenierungen - von
Svankmajers Viril Games bis zu Günther Kochs Reportage über das
Geisterspiel zwischen FC Nürnberg und Alemannia Aachen -
zugeworfen werden.
An der Zusammenstellung eines KommentatorInnen-Wunderteams wird noch
gebastelt, als Referee zugesagt hat Helmut Neundlinger,
Fußballjournalist und -forscher u. a. im Augustin, Ballesterer und
Standard, für den er gemeinsam mit FAS-Research Netzwerkanalysen
über die Spielgestaltung der Österreichischen Nationalelf erstellt.
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